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Naturnah bepflanzte Beete am Haus

Naturnahe Vorgärten oder Beete an Wohnblocks sind eine einfache Möglichkeit, Insekten und anderen Kleintieren mehr Lebensraum zu geben. 2020 nutzte ich die Chance, zwei Beete, die kein Mieter mehr betreute, naturnah umzugestalten. Beide Beete bekommen hauptsächlich über die Mittagszeit volle Sonne, haben morgens und abends durch die an den Block vorgebauten Balkone bzw. vorm Block stehende Bäume jedoch auch Schattenzeiten. Und sie liegen oft im Regenschatten von Hauswand und Balkonen.

Hausbeet Nr. 1 - ein Kompromissbeet

Da mir die Zeit für einen Kleingarten fehlte, suchte ich nach Betätigungsmöglichkeit vor der Haustür. So kam ich im Mai 2020 zum Beet Nr. 1, einem Kompromissbeet. Die liebenswerte anwohnende Omi aus dem Erdgeschoss wollte sich diesem gerne annehmen, da Garten ihre Leidenschaft ist, schaffte es jedoch aus Altersgründen nicht mehr, das gesamte Beet zu übernehmen. Das Beet war verwildert mit Grasbewuchs, Pfeilkresse, Sauerklee usw. Zwischendrin noch sichtbar Blüten von Pfirsichblättriger Glockenblume, Akelei, Zitronenmelisse, Nachtkerzen, Königskerzen und weiterer Pflanzen. Einige Pflanzen sollten unbedingt drauf bleiben. So begann ich Ende Mai 2020, das Beet zu entwildern und die ursprüngliche Bepflanzung freizulegen. Unsere ältere Mieterin wünschte sich Pflanzen aus ihrem bisherigen Garten auf dem an ihren Balkon angrenzenden Stück und setzte Stecklinge. Dieser kleine Bereich ist ihre persönliche Beetecke.

Hausbeet Nr. 1 – Bepflanzung

Das Beet bepflanzte ich nach Freilegung mit den über den Winter auf meinem Balkon gezogenen Jungpflänzchen und weiteren im Laufe des Jahres, säte zusätzlich einiges ein und steckte im Herbst noch Frühblüherzwiebeln. Auf das Hausbeet Nr. 1 zogen als Pflanzen u. a.:

  • Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
  • Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca)
  • Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Goldhaar-Aster (Aster linosyris – Galatella linosyris)
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria)
  • Weiße Lichtnelke (Silene latifolia ssp. alba)
  • Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare)
  • Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)
  • Heidenelke (Dianthus deltoides)
  • Steinbrech-Felsennelke (Petrorhagia saxifraga)
  • Steppensalbei nachtblau (Salvia nemorosa Mainacht)
  • Wiesensalbei (Salvia pratensis)
  • Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)
  • Wilder Majoran (Origanum vulgare)
  • Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe)

Weiterhin pflanzte ich eine Zwerg-Felsenbirne (Amelanchier ovalis var. pumila – Helvetica), weil die hier niemand kennt. Überhaupt sind viele dieser Wildblumen bei den Anwohnern und Spaziergängern unbekannt, obwohl die meisten zahlreich in und um Jena wachsen. Ich wurde schon bei den im ersten Jahr blühenden Pflanzen auf den Baumscheiben angesprochen, was das eigentlich für Blumen sind.

Hausbeet Nr. 2

Das Beet am hinteren Ende unseres Blocks war schon lange kein schöner Anblick mehr, ebenfalls zugewuchert mit Gras und weiteren Pflanzen. Bereits vor Jahren wurde es abgegeben und dann sich selbst überlassen. So übernahm ich es Ende September 2020 mit dem Plan, hier ebenfalls zu entwildern und naturnah zu bepflanzen. Hier konnte ich die gesamte Beetfläche zur Bepflanzung nach meinen Vorstellungen nutzen. Ein weiterer Gedankengang: wenn sich einige heimische Wildflanzen über mehrere kleine Flächen verteilen bzw. wiederholen (Balkon, Baumscheiben, die beiden Hausbeete), ziehen sie hoffentlich viele neue Pflanzen- und Blütenbesucher an.

Hausbeet Nr. 2 – Start

Beet Nr. 2 entwilderte ich komplett nach dem Motto „Alles muss raus“. Hier trug ich die obere Erdschicht ab, da sichtlich vor allem reichlich Grassamen eingetragen war. Dabei kamen gefühlt mindestens 10.000 Frühblüher-Zwiebeln zutage, die ich großteils an Freunde, Bekannte und Kollegen in Jena verteilte. Was es alles für Zwiebeln waren, wissen wir bis heute nicht genau, auf jeden Fall Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen, Tulpen und Hyazinthen, Hasenglöckchen.

 

Wie schon bei Beet Nr. 1 war auch hier die Erde sehr steinig. Die älteren Mieter erzählten, dass schon vor Jahren in diese Beete ums Haus sämtlicher Bauschutt eingetragen wurde. Ja. Stimmt. Beim Buddeln kam davon einiges ans Licht. Doch gut für meinen Bepflanzungsplan. Alles unerwünschte Kraut bzw. dessen Samen konnte ich nicht entfernen und brach liegen sollte die Fläche nicht über mehrere Monate.

 

Also machte ich weiter und arbeitete heimischen Kalkschotter (aus Dorndorf-Steudnitz) ein. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Franz H. für den Kalkschotter-Transport!!! Zuletzt legte ich noch zwei kleine Trittwege aus hiesigen Natursteinen.

Hausbeet Nr. 2 – Bepflanzung

Von den ursprünglichen Pflanzen setze ich gleich wieder Königskerzen und Tripmadam ein. Hinzu kamen u. a.:

  • Goldhaar-Aster (Aster linosyris – Galatella linosyris)
  • Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)
  • Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Steppensalbei nachtblau (Salvia nemorosa Mainacht)
  • Färberkamille – Sämlinge von den Baumscheiben (Anthemis tinctoria)
  • Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)
  • Steinbrech-Felsennelke – Sämlinge von Hausbeet Nr. 1 (Petrorhagia saxifraga)
  • Heidenelke (Dianthus deltoides)
  • Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)
  • Wilder Majoran (Origanum vulgare)
  • Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe)

Frühblüher-Zwiebeln (Goldkrokus, Elfen-Krokus und Zweiblättrige Blausterne) kamen ebenfalls hinzu, obwohl noch ein Teil der ursprünglichen Frühblüher im Beet verblieben waren.

Pflanzen- & Blütenbesucher in beiden Hausbeeten

Hier seht ihr eine kleine Auswahl der Pflanzen- und Blütenbesucher in beiden Hausbeeten:

Bienenfreundliche Nelken

Ich werde immer mal gefragt nach Nelken bienenfreundlich bzw. insektenfreundlich. Ja, die gibt es 😊 Drei Vertreter aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) wachsen auf meinen Hausbeeten und teilweise auf den Baumscheiben:

Karthäuser-Nelke

(Dianthus carthusianorum)

Heidenelke

(Dianthus deltoides)

Steinbrech-Felsennelke

(Petrorhagia saxifraga)


Sie ziehen nicht nur Wildbienen an, auch Fliegen, Falter und Käfer mögen die Nelkengewächse. Heidenelke und Steinbrech-Felsennelke bilden hübsche Polster. Karthäuser-Nelke und Heidenelke geben mit ihren purpurfarbenen Blüten schöne Farbtupfer auf den Flächen. Alle drei haben eine lange Blühdauer von ca. Mai/Juni bis September.

 

Die Heidenelken begnügen sich bislang mit ihrem festen Platz, während Karthäuser-Nelke und Steinbrech-Felsennelke doch recht eroberungsfreudig sind, nicht nur in den Beeten. Die Steinbrech-Felsennelke hat sich bereits fleißig in den Rasengittersteinen der Feuerwehrzufahrt ausgesät. Die Karthäuser-Nelke ist auf dem Weg in die Grünflächen um unseren Wohnblock.

Wie sieht es mit dem Pflegeaufwand für die beiden naturnahen Flächen aus?

Ich empfinde den Pflegeaufwand für die beiden naturnahen Beete als gering. Und sowieso ist das Gärtnern auf den kleinen Flächen wie Meditation. Zumal es immer was zu entdecken und beobachten gibt. Dann verliere ich schnell das Gefühl für Zeit und Raum und vergesse alles rundherum ...

 

Baumsämlinge finde ich regelmäßig. Doch das kann ich nicht verhindern. Die Wilde Möhre hat einen großen Ausbreitungsdrang und nutzt jede kleinste Ritze für Sameneintrag in den Boden. Sie ist in den Balkonkästen besser aufgehoben. Gießbedarf ist nur in langen Trocken-/Hitzeperioden. Beete durchhacken braucht es nicht, auf den Gedanken kam ich zum Glück noch nie. Habe ich doch im Mai 2024 im zweiten Hausbeet im Boden nistende Wildbienen entdeckt! Ganz ohne mein Zutun! Ich habe kein Sandarium oder Ähnliches künstlich angelegt. Sie fanden die Gegebenheiten im Beet wohl passend zu meiner großen Freude. Welche Art es ist, weiß ich jedoch nicht.

Buchtipps

Neuerscheinung 27.11.:

ein Buch voller Tipps für den Weg zum eigenen Naturgarten von Naturgarten-Profi Birgit Helbig

Ein All-in-one-Buch: Grundlagenwissen und

22 Gestaltungsideen inkl. Pflanzenlisten für jeden Standort

Die wertvolle Ressource Himmelswasser im Garten sinnvoll nutzen, ob (zwischen-)speichern, Versickerung oder Teiche befüllen.




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